Vor genau einem Jahr hat Matthias Wolf die Ressorts gewechselt. Er hat den Vorsitz der BDB-Bläserjugend eingetauscht gegen die Leitung des Musikbeirats. Von seinem Vorgänger Siegfried Rappenecker hat er ein gut bestelltes Feld übernommen: Die C-Schiene wurde erfolgreich weiterentwickelt, Wertungsspiel- und Wettbewerbsordnungen überarbeitet. Die Kernaufgaben waren erledigt, die Beine wurden trotzdem nicht hochgelegt. Stattdessen wurde der Musikbeirat 2.0 ausgerufen. Was es damit auf sich hat, das berichtet Matthias Wolf am Rande der BDB-Herbstklausur.

Die klassischen Betätigungsfelder des Musikbeirats wurden unter Ihrem Vorgänger Siegfried Rappenecker ausreichend bearbeitet. Das wirft die Frage auf: Quo vadis, Musikbeirat?

Es ist vollkommen richtig, dass sich der Musikbeirat in den vergangenen zehn Jahren sehr intensiv mit seinen Kernaufgaben beschäftigt hat. Sowohl mit der erfolgreichen Etablierung und Weiterentwicklung der C-Schiene als auch mit der Überarbeitung der Wertungsspiel- und Wettbewerbsordnungen hat er bedeutende Impulse zur Entwicklung der Blasorchester gegeben. Vor diesem Hintergrund hat schon Siegfried Rappenecker die Frage angestoßen: Wohin geht für den Musikbeirat die Reise? Den notwendigen Prozess der Neuausrichtung wollte ich nach der Amtsübernahme unbedingt fortführen. Doch dann kam die Pandemie und hat uns erst einmal ausgebremst. Inzwischen hat der Musikbeirat 2.0 aber Fahrt aufgenommen.

Bedeutet das, dass der Musikbeirat inzwischen weiß, wohin die Reise geht?

Ja, das kann man so sagen. Wir hatten zwei moderierte Veranstaltungen mit dem geschäftsführenden Vorstand, wovon einmal auch die Bläserjugend mit dabei war. Das war sehr fruchtbar. Wir haben drei Themenfelder herausgearbeitet und priorisiert, die wir verbessern möchten. Zum einen möchten wir als Dachverband unsere Forderungen in Richtung Politik besser formulieren und vertreten, zum Zweiten eine bessere Vertretung in den Dachverbänden und Vernetzung etwa zwischen LMV, LMR und Landesverband der Musikschulen erreichen und zum Dritten die Kommunikation mit den Verbandsdirigenten intensivieren.

Kommunikation war nicht nur das zentrale Thema der BDB-Herbstklausur. Auch der Musikbeirat hat sich schon im Juni im Rahmen einer Jurorenfortbildung mit dem Thema auseinandergesetzt. Was war der Anlass?

Verschiedene Aspekte. Zum einen wollten wir den Juroren einen Impuls geben, um das Jurorenwesen stetig weiterzuentwickeln, zum anderen aber auch dem Musikbeirat frischen Input geben. Und diesen Zweck hat die Fortbildung mit Manuel Lillig erfüllt. Wir haben nämlich festgestellt, dass wir uns definitiv zu wenig austauschen. Zusätzlich zu unseren drei festen Treffen im Jahr wollen wir uns künftig mehrfach digital treffen und abstimmen. Außerdem möchten wir zusätzlich eine Klausurtagung installieren, um den Kontakt mit den Verbandsdirigenten zu intensivieren. Mehr noch: Über die Verbandsdirigenten möchten wir auch den Austausch zu den Dirigenten an der Basis intensivieren und junge Dirigenten auf regionaler Ebene besser begleiten.

Sehen Sie an dieser Stelle einen großen Bedarf?

Wolf: Das möchten wir eben herausfinden. Dazu werden wir in Kürze eine Umfrage unter den C3-Absolventen durchführen. Wir möchten herausfinden, wie viele Absolventen tatsächlich ein Orchester übernehmen und wie viele den C3-Lehrgang nur als persönliche Weiterbildung sehen. Das impliziert natürlich auch die Frage, woran es liegt, dass nicht alle ein Orchester dirigieren. Müssen wir die Ausbildung verbessern? Zusätzliche Module anbieten? Oder ist den Absolventen vielleicht gar das Aufgabenspektrum zu groß? Viele Dirigenten kümmern sich ja nicht nur um die ureigenen dirigentischen Aufgaben, sondern übernehmen im Verein noch organisatorische Aufgaben oder Aufgaben in der Jugendausbildung. All das gilt es mit der Evaluation herauszufinden und die entsprechenden Schlüsse daraus zu ziehen. Die Idee ist: Was brauchen die Leute, damit die Bereitschaft steigt, ein Orchester zu übernehmen? Dass sie in den Verbandsdirigenten vor Ort einen Ansprechpartner haben, ist ein wichtiger Baustein und ein Zeichen für die Dirigenten in den Vereinen, dass sie nicht allein gelassen werden, sondern eine Anlaufstelle für Fragen, Coaching und Fortbildung haben.

Das hört sich zusammengefasst so an, als würde sich die Rolle des Verbandsdirigenten wandeln?

Dass es unterschiedliche Auffassungen von den Aufgaben eines Verbandsdirigenten gibt, das haben wir bei der Herbstklausur festgestellt, als wir diese Frage einfach mal in die Runde geworfen haben. Da gibt es welche, die sich in ihrer Tätigkeit als Verbandsdirigent auf das Dirigieren eines Verbandsorchesters konzentrieren, während andere zusätzlich Stammtische und Fortbildungen für Dirigenten innerhalb ihres Verbandes anbieten. Wir werden die Frage nach der Rolle, dem Selbstverständnis und den Aufgaben eines Verbandsdirigenten bei der Frühjahrsklausur noch einmal aufgreifen und gemeinsam diskutieren. Grundsätzlich halte ich es für ausgesprochen wichtig, die Leute mitzunehmen und ihnen das Gefühl zu geben, sie haben einen Nutzen davon und können etwas bewegen. Ichglaube, Themen, die man angehen kann, entwickeln sich dann nach und nach von ganz alleine.