Durch das neue Kursprogramm der BDB Akademie weht ein Hauch Nostalgie. Die Festival- und Themenflyer sind in Sepia getaucht und kündigen den Abschied von der lieb gewonnenen Akademie auf dem Staufener Hausberg und gleichzeitig den Umzug in den Akademieneubau an. Für den BDB wird 2023 also ein Jahr des Übergangs. Was das für das Kursangebot im kommenden Jahr bedeutet und welche Möglichkeiten sich im neuen Haus eröffnen, darüber hat sich unsere Mitarbeiterin Martina Faller mit Akademieleiter Christoph Karle unterhalten.

Redaktion: Die vergangenen drei Jahre waren geprägt durch die Unwägbarkeiten der Pandemie. Das Kursprogramm 2020 war, flapsig formuliert, gleichsam für den Papierkorb produziert worden, das 2021er Programm ist dann nur noch digital, das 2022er in kleiner Auflage erschienen. Was erwarten Sie für das kommende Kursjahr?

Karle: Die Pandemie-Jahre waren für uns in der Tat von großen Unsicherheiten geprägt. Viele unserer Angebote sind den Lockdowns zum Opfer gefallen, mussten abgesagt oder verschoben werden. Wir haben, wann immer es möglich war und es die Corona-Verordnungen zuließen, dennoch versucht, Bildung zu ermöglichen – entweder in Präsenz oder online. Wir haben gesehen, dass Online-Bildungsangebote den Zugang zur Bildung erleichtern und eine sinnvolle Ergänzung sind, traditionelles Lernen von Mensch zu Mensch und im Austausch mit anderen aber nicht ersetzen können. Im Prinzip hat die Pandemie einen Prozess angestoßen, den wir nun im Hinblick auf den Neubau konsequent fortsetzen: Wir passen Curricula an, verlagern geeignete Inhalte ins Digitale, auch damit wir uns in der Präsenz auf das Wesentliche konzentrieren und in unsicheren Zeiten wie der Corona-Pandemie Verlässlichkeit bieten können. Wir haben in den drei Pandemie-Jahren unsere Hausaufgaben gemacht und sind nun so gut aufgestellt und so flexibel, dass ich davon ausgehen kann, dass 2023 alle Kurse stattfinden und wieder aufblühen können, sodass wir Ende 2023 gestärkt in den Neubau gehen.

Redaktion: Was bedeutet diese Revision der Kurse im Hinblick auf den Akademieneubau?

Karle: Der Neubau der Akademie ist in vielen Bereichen sehr ausgetüftelt und auf die Bedürfnisse von Musizierenden, Sänger:innen, Kulturakteuren und Seminargästen zugeschnitten und konzipiert. Gleichzeitig bietet er durch sein größeres Raumangebot viel mehr Möglichkeiten. So können wir viele Angebote, die wir in der Historie im alten Gebäude in kleineren Gruppen an verschiedenen Wochenenden durchführten, zukünftig bündeln und dadurch Synergien entwickeln und Effizienz. Im neuen Haus werden wir also mehr Bildungsangebote an den einzelnen Wochenenden anbieten, sodass die verschiedenen Zielgruppen/Gäste (z. B. aus einem Verein) Fahrgemeinschaften bilden und sich gemeinsam in individuellen Themen fortbilden können. Im kommenden Jahr 2023 werden wir dies in allen Lehrgängen mit den Lehrgangsleitenden entwickeln und für 2024 gleichsam eine neue Bildungsära vorbereiten. Somit nutzen wir das Bildungsjahr 2023, um diesen Übergang und Transformationsprozess zu gestalten und unser Bildungsprogramm in die Zukunft zu überführen, damit Bildung DieBewegt im Neubau unter vielfach verbesserten Rahmenbedingungen noch mehr gelebt werden kann.

Redaktion: Ist es diesem Transformationsprozess geschuldet, dass im Kursprogramm 2023 wenig Neues zu finden ist?

Karle: Das spielt mit Sicherheit eine Rolle. Gleichzeitig ist es aber so, dass die Pandemie ja noch nicht vorbei ist und wir trotz der beschränkten Räumlichkeiten unseren Gästen Sicherheit und größtmöglichen Infektionsschutz bieten möchten. Mehrfachbelegungen des Hauses wollen vor diesem Hintergrund gut überlegt und wirtschaftliche Interessen sorgfältig mit der Verantwortung unseren Gästen gegenüber abgewogen sein. Mit Ausnahme von hornissimo verzichten wir bei den Festivals deshalb auf das Kinder- und Jugendangebot und setzen auch die klangART noch einmal für ein Jahr aus. Etwas Neues gibt es im neuen Kursprogramm dennoch zu finden, nämlich die beiden Flyer music4beginners und musizieren & gesundheit. Sie zeigen stellvertretend auf, wohin 2022 unsere Innovationskraft geflossen ist: zum einen in die zukunftssichernden Programme ZukunftVerein, MusikRaumAkustik und musik4beginners sowie zum anderen in zukunftsweisende Kooperationen wie die mit dem Freiburger Institut für Musikermedizin. Letzteres wird unser Kursprogramm direkt befruchten, nämlich mit eigenen Kursen und Workshops im Rahmen der Festivals rund um das Thema Musik & Gesundheit.

Redaktion: Sie haben die BDB-Initiativen zur Stärkung der Musikkultur und der Vereinsszene angesprochen. Spielt die vom BDB im Auftrag des Landesmusikverbands mitkonzipierte EMA-Ausbildung in diesem Kontext auch eine Rolle?

Karle: Absolut. Mit EMA geht ein neues einzigartiges Fortbildungsangebot für Vereinsverantwortliche an den Markt. In der BDB Akademie wird EMA – so barrierefrei möglich – zunächst in der Online-Akademie angeboten, bis 2024 werden im neuen Haus auch Präsenzangebote folgen. EMA wird in Zukunft für viele Personen die Qualität des ehrenamtlichen Managements verbessern und den Vereinen helfen, ihre Managementverantwortlichen fortzubilden und zu professionalisieren, davon bin ich fest überzeugt. Ob jung oder erfahren – EMA bietet für alle lohnenswerte Fortbildungen. Mehr noch: Über die Stärkung der Vereinsverantwortlichen durch Qualität in der Fortbildung werden letztlich auch die Vereine gestärkt und fit gemacht für die Zukunft – über unsere Programmlinien genauso wie über die EMA-Ausbildung.

Redaktion: Das größte Zukunftsprojekt des BDB, die neue BDB Akademie, geht auf die Zielgerade. Was ist Ihnen persönlich für die Zeit des Übergangs wichtig?

Karle: Ich wünsche mir, dass wir uns – insbesondere nach der schwierigen Pandemiezeit – wieder mehr auf die Erfolge der vergangenen 20 Jahre BDB-Musikakademie besinnen und die vielen neuen Ideen, die in den Akademieschubladen noch warten müssen, mit neuer Kraft und Stärke im Jahr 2024 präsentieren. Dass das Bewusstsein über die Bedeutung der Amateurmusik als soziales Kapital unserer Gesellschaft durch und mit Corona gewachsen ist, gibt uns zusätzlich Wind unter unseren Flügel. Insofern gehe ich und geht die BDB Akademie zuversichtlich in die Zukunft und mit viel Vorfreude in das Jahr des Übergangs. Unsere langjährigen Partner, Weggefährten, Förderer und treuen Teilnehmer:innen wollen wir auf dem Scheideweg aus dem alten Gebäude aber nicht vergessen. Für viele Menschen ist die BDB-Musikakademie zur Bildungsheimat geworden. Hier haben wir viele kleine Musikentdecker aufwachsen sehen und zum begeisterten Jungmusiker bis hin zum erwachsenen Vereinsakteur begleiten dürfen und mit ihnen, allen Familienmitgliedern unseres Bildungshauses, wollen wir gemeinsam feiern und zwar in einer Akademie-Auszugs-Umzugs-Party. Der Termin wird noch bekannt gegeben. Eines ist indes schon sicher: Wir lassen bei dieser Party der Freude über eine gestärkte Bildungsarbeit freien musikalischen und emotionalen Lauf.