Jungmusiker-Leistungsabzeichen, Jugendleiter, Musiklotsen und Mentorenwesen: Es sind im Grund immer die gleichen Themen, die die Bläserjugend beschäftigen. Davon einen Stillstand abzuleiten, wäre falsch gedacht. Das Gegenteil ist der Fall. Wie die Bläserjugendsitzung im Rahmen der Herbstklausur deutlich machte, wurden in allen Bereichen nicht nur die Herausforderungen der Pandemie gut gemeistert. Vielmehr gibt es überall Weiterentwicklung und Innovation – am meisten im Fachbereich JMLA, der kurz vor der Präsentation der JMLA-App steht.

Von Stillstand kann in der BDB-Bläserjugend in der Tat keine Rede sein. In allen Gremien und auf allen Ebenen wird im Ehrenamt viel geleistet, werden verschiedene Themen weiterentwickelt und neue Ideen umgesetzt. Während der Pandemie wurde dies im Fachbereich JMLA besonders deutlich. „In den Verbänden wurden gute Lösungen gefunden, um die Prüfungen zu den JMLA trotz Corona durchzuführen“, berichtet Bundesjugendleiter Marco Geigges und betont: „Es ist wichtig, diese Motivationsquelle nicht zu verlieren. Mit der Lern-App wird es im Bereich JMLA bald ein wichtiges neues Hilfsmittel für die Vereine geben. Da sind wir auf einem sehr guten Weg.“ Fachbereichsleiter Michael Stecher kann das nur bestätigen. „Das, was uns seit über einem Jahr beschäftigt, wird gut, ja!“, betonte Stecher. Im Sommer sind die Würfel gefallen: Die Finanzierung steht, der Auftrag wurde vergeben und bis zum Jahresende wird nun das Ergebnis erwartet. Als ein besonderer Glücksfall erwies sich für Michael Stecher die Zusammenarbeit mit dem zuständigen Lektor bei De Haske. „Er bringt den Blick des Außenstehenden mit ein und stellt die entscheidenden Fragen.“ Herauskommen wird eine Lern-App, die auf beiden Plattformen, IOS und Android, laufen und preislich in der Hauptgruppe um 4,99 Euro liegen wird. „Für den Verlag ist das Neuland, bei dem es erst einmal nicht um Gewinne geht. Die App ist ein Experimentierfeld. Es geht um einen Einstieg in eine neue Thematik“, sagt Stecher und stellt klar: „Es gibt keine Revolution, aber eine Ergänzung.“ Für ihn ist die App lediglich ein gesonderter Trainingsraum, der sich inhaltlich sehr eng am Buch und den prüfungsrelevanten Themen orientiert. „Das traditionelle Lernen mit dem Buch wird von ihr nicht abgelöst.“ Mit Nachdruck betont er noch einmal, dass das „Lernen von Mensch zu Mensch“ in unserer Zunft mit Abstand das Wichtigste ist. „Es braucht eine Digitalisierung in Balance. Wer das Menschliche verliert, flüchtet sich nur allzu leicht ins Digitale“, weiß der Pädagoge. Die App steht dazu nicht im Widerspruch, weil sie, wie gesagt, „nur“ ein Trainingsraum für anderweitig vermittelte Inhalte ist – allerdings ein Trainingsraum mit vielfältigen Chancen und Möglichkeiten. Bietet die App doch eine „wunderbare Lernzielkontrolle“, indem sie komplexe Rückkoppelungen gibt. „Das ist genial. Über eine Ampel bekommt der Übende immer Rückmeldung und sieht gleich, in welchen Übungsbereichen es noch Übebedarf gibt. Das ist eine der großen Chancen des Konzepts“, findet Stecher. Außerdem spreche die selbsterklärende Bedienlogik für sich. „Ich bin extrem guter Dinge, was die App anbelangt“, zieht Stecher Zwischenbilanz. Etwas unwohl ist ihm indes beim Gedanken an die Goldkurse: Pandemiebedingt gab es zwei Ausfälle beim Osterkurs und beim Herbstkurs sind aktuell nur 52 Anmeldungen zu verzeichnen, anstatt der sonst üblichen 75 Anmeldungen mit Warteliste. „Ich kann es nicht einordnen und warte erst einmal ab, wie sich die Anmeldungen nächstes Jahr entwickeln, wenn es mehr Verhaltenssicherheit in der Pandemie gibt.“ Eine andere Entwicklung im Bereich JMLA manifestiert sich, wie der Leiter der BDB-Bläserjugend berichtet, mittlerweile in einer Urkunde. Die Zahl der erwachsenen Absolventen ist inzwischen so groß, dass eine eigene Urkunde notwendig wurde. Der Unterschied liegt indes im Detail. Anstatt dem Schriftzug „JMLA“ sind auf diesen Urkunden nur die Buchstaben MLA zu lesen. Die Urkunden sind für Bronze, Silber und Gold auf Anfrage in der BDB-Musikakademie erhältlich. Deren Kursprogramm will der Fachbereich JMLA im kommenden Jahr mit einem Tagesseminar bereichern. Unter dem Arbeitstitel „Die Kunst der Stunde“ will Michael Stecher eine Fortbildung anbieten für alle, die an der Basis Theorie unterrichten. Darin will er der Frage nachgehen „Was zeichnet den guten Theorie- und Gehörbildungsunterricht aus“ und die Schnitt- und Schaltflächen des guten Theorieunterrichts herausarbeiten. „Guter Theorieunterricht ist wie der erste Satz einer Sinfonie“, führt Stecher aus. „In der Exposition ‚fangen‘ wir die Kinder und wecken ihr Interesse, in der Durchführung erhalten wir die Spannung, in der Reprise vertiefen wir die Verstehensprozesse und in der Coda wecken wir die Neugier auf die nächste Stunde.“ Explizit möchte er mit dem Fortbildungsangebot nicht nur neue und künftige Unterrichtskräfte, sondern besonders auch die „alten Hasen“ ansprechen. „Es gibt nichts Schlimmeres als eine Routine, die man nicht überdenkt“, findet er. „Dinge, die wir immer wieder tun, brauchen immer wieder ein neues Konzept.“ Und für neue Konzepte ist die BDB-Bläserjugend schließlich immer eine gute Adresse.